Wir sind fasziniert von den spannenden und abwechslungsreichen Landschaften in der Türkei, regen uns aber auch täglich darüber auf, dass die Leute so wenig Sorge zu unserer Welt tragen und ihren Abfall überall – also wirklich überall und alles – liegen lassen. Auf der anderen Seite sind die Leute hier sehr gastfreundlich, immer wieder werden wir zu Tee oder Kaffee eingeladen und ein Lastwagenfahrer streckt uns beispielsweise Kekse entgegen, weil er die Strasse blockiert hat.
Weil in den Städten wegen dem Lockdown alles zu ist, so z.B. auch die Wäschereien, entscheiden wir uns, auf einen Camping zu gehen und dort wieder mal zu waschen. Nach einer Übernachtung am Strand, Morgenschwumm im Meer und Besuch der hübschen Stadt Iskenderun finden wir einen schönen Camping mit netten Leuten (und einer Waschmaschine) in Konacık. Von da aus machen wir noch eine kleine Wanderung zu einer Schlucht, wo wir uns bei den Wasserfällen eine erfrischende Abkühlung gönnen. Danach fahren wir weiter Richtung Südosten. Nach dem Besuch des Titus Tüneli (ja, auf türkisch heisst der Tunnel wirklich so) fahren wir in die Stadt Antakya. Da klopft abends die Polizei bzw. Jandarma ans Auto, möchte aber nur wissen, ob alles ok ist und wünscht einen schönen Abend. Es gibt hier gerade überall extrem viele Kontrollen. Wenn die Beamten aber sehen, dass wir Touristen sind, lassen sie uns weiter spazieren oder weiterfahren – oder bitten uns, den Bus zu öffnen, damit sie den ein bisschen anschauen können («very nice Caravan», «you live my dream»).
Noch weiter ostwärts können wir kaum durch ein Dorf fahren, ohne dass jemand bemerkt, dass wir Touristen sind und alle anderen darüber informiert («hellou, hellou! Turistler, Turistler!»). Wir finden auch hier wieder einige schöne Plätze und entdecken spannende Orte, jedoch hält uns der herumliegende Abfall davon ab, länger an einem Platz zu bleiben. Und zum ersten Mal fahren wir einen ausgewählten Übernachtungsplatz nicht an, weil wir uns unsicher fühlen. Auf dem Weg dahin sehen wir zwei grosse, schwarz qualmende Feuer. Da wir hörten, dass in diesem Gebiet «Terroristen» Feuer legen, entscheiden wir uns für den Parkplatz bei der Malabadi Brücke, wo uns zuvor von einem Anwohner gesagt wurde, dass es hier sicher sei zum Übernachten. Als wir dann auch noch Sirenen hören, sind wir froh um diese Entscheidung.
Wir fahren entlang der syrischen Grenze und besuchen die Städte Gaziantep, Diyarbakir, Mardin und Midyat. Auch kulturell «bilden» wir uns weiter und besuchen mal ein Museum, das Zeugma-Mosaik-Museum in Gaziantep, wo wir als ausländische Touristen das grosse Museum für uns alleine haben. Die Landschaft rund um den Euphrat und den vielen Stauseen, darunter der riesige Atatürk Stausee, erweist sich als äusserst spannend und abwechslungsreich. Bei den momentan schon sehr heissen Temperaturen sind wir froh, auch ein paar Tage (und vor allem Nächte) in höheren Regionen zu verbringen. Auf dem Weg zum Berg Nemrut Dağı werden wir auf einer Baustelle von den Nachtwächtern zum Nachtessen eingeladen und nehmen die Einladung an. Wir essen einen Eintopf vom Feuer und trinken das «Nationalgetränk» Çay (Tee). Nach dem kurzen Aufstieg auf den Nemrut Dağı am nächsten Morgen geniessen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang.
Weiter geht unsere Reise zum Van See. Nach einem Besuch in den Städten Tatvan und Van und zwei Nächten am kalten und riesigen Gebirgssee entscheiden wir uns, nicht mehr weiter gen Osten zu fahren. Da uns bis zu diesem Zeitpunkt keine Nachricht erreichte, dass die Grenzen nach Georgien oder Armenien offen sind, entscheiden wir uns für «Plan C». Nach einem Abstecher ans Schwarze Meer, wo wir zwei Nächte verbringen, verlassen wir die Türkei und fahren Richtung Nordwesten…