Oaxaca, Chiapas und Guatemala

Nach den Tagen am Strand fahren wir ziemlich schnell in die Höhe nach Oaxaca. Da Dave eine Ohrenentzündung hat (Spoiler: alles wieder gut) fahren wir in einem Stück die ganze Strecke. Zum ersten Mal checken wir gleich für eine Woche auf einem Camping ein und verbringen schlussendlich 11 Tage in Oaxaca. Die Zeit verbringen wir mit Leute kennenlernen, gemeinsam (Pizza) Essen, Openair Kinoabend mit unserem Beamer, skypen, lecker (Brot) essen, Bus flicken, Kinder betreuen, baden, Velo fahren, Stadt besichtigen, riesigen Baum bestaunen, Ameisen jagen, Weihnachtsbier trinken undundund..

Schliesslich verlassen wir den Camping und besichtigen die Ruinen von Monte Alban. Danach geht es zu Hierve de Agua, einem versteinerten Wasserfall. Dort verbringen wir eine Nacht und machen am nächsten Tag eine Rundwanderung, um das Naturphänomen von allen Seiten zu bestaunen. Am Nachmittag brechen wir auf Richtung Süden. Wir entscheiden uns zum Día de Muertos nach San Cristóbal de las Casas zu fahren und darum aus Zeitmangel die Pazifikküste nicht mehr anzusteuern. Unterwegs werden wir zwei Mal wegen einer Strassenblockade aufgehalten. In Oaxaca kommt es anscheinend oft vor, dass Brücken verbarrikadiert werden – die Einheimischen nehmen es gelassen. Die Busreisenden überqueren die Brücke zu Fuss und nehmen auf der anderen Seite ein Taxi, die Autofahrer wenden und suchen sich einen Schleichweg und die LKW-Fahrer*innen (wir gendern hier, obwohl wir noch keine LKW-Fahrerin gesehen haben) warten mehr oder weniger ungeduldig. Auch wir suchen uns eine Umfahrungsmöglichkeit. Beim ersten Mal machen wir einen ca. 40 km langen Umweg durch den Dschungel. Eine spannende Fahrt und Jimmy’s Offroadfähigkeiten werden wieder einmal gefordert. Beim zweiten Mal werden wir von Einheimischen über eine schmale Nebenstrasse geleitet. Dafür bezahlen wir am Anfang und am Ende ein paar Rappen.

Wir erreichen einen Wasserfall, der kurz vor Tuxtla liegt. Dort machen wir uns nach fast drei Tagen auf der Strasse frisch für die nächste Stadt. Am Nachmittag fahren wir nach Tuxtla (Hauptstadt von Chiapas) weiter und besuchen den Cañon del Sumidero und bestaunen die steilen Felswände von oben. Am nächsten Morgen machen wir eine Bootstour durch die Schlucht. Die bis zu 1000 m hohen Felswände sind von unten noch eindrücklicher. Ausserdem sehen wir zwei Krokodile, einen Leguan, einen Affen und viele Vögel.

Auf dem Parkplatz entdecken wir wieder einmal Ameisen im Bus. Wir verfolgen sie und finden ihr Nest. Mit dem Spray, den wir auf Anraten anderer Reisenden gekauft haben, konnten wir sie nun hoffentlich restlos beseitigen. Anschliessend fahren wir zum Hotel Maria Eugenia. Wir haben früher auf der Reise von einer Schweizerin den Kontakt der Eigentümerin (Maru) erhalten. Wir können Jimmy auf dem Hotelparkplatz abstellen und werden von der Hotelcrew herzlich empfangen. Maru hat aber heute noch keine Zeit für uns und so machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Tuxtla ist nicht besonders schön. Wir laufen aber zufällig an einen Anlass zum Día de Muertos, wo Altare prämiert werden, sich Catrinas präsentieren und wir typische Festtagsköstlichkeiten erhalten. Zurück beim Hotel trinken wir noch mit den Parkplatzwächtern ein Bier und unterhalten uns über das Leben in der Schweiz und in Mexiko.

Am nächsten Morgen treffen wir Maru zum Frühstück. Später treffen auch noch zwei ihrer Brüder (einer davon Arzt, der gleich in der Nähe ein Spital hat) dazu. Schnell kommen wir auf das Thema Corona zu sprechen. Der Arzt Bruder, selbst an Corona erkrankt, und Maru können nicht verstehen, warum die Impfskepsis in Europa so hoch ist und wir uns nicht impfen lassen wollen. Wir erklären, dass wir selbst uns gerne impfen lassen möchten, es aber bei unserer Abreise in der Schweiz nicht möglich war und alle bereisten Länder keine Touristen impfen.

Die beiden meinten dann, dass Maru über Beziehungen verfügt und sie das organisieren kann. Nach einem Telefon sitzen wir auch schon im Auto und werden vom Chauffeur (dieser erhält die Anweisung uns zu begleiten und zu kontrollieren, dass wir auch ja die richtige Impfung erhalten) ins Impfzentrum gefahren. Nach einem kurzen Durcheinander mit unseren Passnummern und unseren Namen (wer hat schon nur ein Nachname), werden uns die Spritzen gezeigt und wir werden gepiekst. Anschliessend müssen wir noch zur Chefin ins Büro, wo wir in eine Liste eingetragen werden und ein «Erinnerungsfoto» gemacht wird. ¡Viva mexico!

Zurück beim Hotel, dürfen wir in einem Zimmer duschen, machen wir den Bus abfahrbereit und lernen noch die Kinder von Maru kennen. Nach einem kurzen Schwatz verabschieden wir uns von allen und fahren nach San Cristóbal.

In San Cristóbal stehen wir ein paar Tage vor einem Hostel und erkunden die Stadt und das bunte Treiben von Halloween und Día de Muertos. Neben einem fasnachtsähnlichen Umzug mit «Guggenmusig» und verkleideten Gestalten bestaunen wir die vielen bunten Dekorationen und Altäre zu Ehren der Verstorbenen. Wir schlendern durch die hübsche Stadt, machen viele Kaffeepausen (Chiapas ist der mexikanische Staat mit den meisten Kaffeeproduzenten)  und treffen nochmals Maru und ihre Familie.

Auf der Weiterfahrt besuchen wir noch einen riesigen Friedhof ausserhalb der Stadt, wo schätzungsweise gegen tausend, meist traditionell gekleidete Einheimische an ihre Verstorbenen denken. Dabei machen sie Musik, essen und trinken (ja, da stellt man eine Kiste Bier aufs Grab und trinkt mit den toten Seelen, welche uns für diese Tage besuchen kommen).

Nach diesen interessanten Eindrücken geht die Fahrt wieder weiter. Bevor wir unser nächstes Ziel erreichen, machen wir jedoch nochmal einen spontanen Halt bei einem Friedhof, welchen wir von der Strasse aus entdecken. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite findet gerade ein Pferderennen statt und es tummeln viele Leute umher – es ist jedoch unübersehbar, dass wir die einzigen Touristen sind, welche sich hierher «verirren». Wir machen uns auf, den Friedhof zu erkunden. Wir schlängeln uns zwischen den blumengeschmückten Gräbern durch, welche meist umgeben sind von einem kleinen Betonbau. Der Friedhof gleicht einem Labyrinth und überall sitzen Familien beim «Picknick» mit ihren Liebsten. Schon nach kurzer Zeit werden wir von einer Familie eingeladen, mit ihnen am Grab etwas zu trinken und zu knabbern – eine schöne und herzliche Begegnung. Nach ein paar Erinnerungsfotos (vermutlich ist Dave der grösste Mensch, den sie jemals gesehen haben), machen wir uns wieder auf den Weg, denn seit der Zeitumstellung wird es auch hier ziemlich früh dunkel und bei Nacht sollte man nicht mehr auf den Strassen unterwegs sein. Wir erreichen die Wasserfälle El Chiflón noch vor der Dämmerung und stellen uns auf den grossen, grünen Parkplatz, welcher uns für die nächsten zwei Nächte als idealer Stellplatz dient. Nach einer ruhigen Nacht nehmen wir den kurzen Aufstieg zu den Wasserfällen in Angriff. Die Wasserfälle sind sehr schön und eindrücklich. Am Mittag kehren wir zum Bus zurück und verbringen den Nachmittag mit Faulenzen und kleinen Unterhaltsarbeiten.

Am darauffolgenden Tag fahren wir zum ersten Mal zu einer Cenote. Diese haben wir für uns alleine und wir geniessen das klare, blaue (so richtig blau-blau!) Wasser. Am Nachmittag besuchen wir die Stadt Comitán und übernachten anschliessend auf dem Walmart-Parkplatz. Tags darauf fahren wir zur Grenze Mexiko/Guatemala. Dort fragen wir beim mexikanischen Büro nach einem neuen Touristenvisa. Leider werden wir schroff abgewiesen und uns wird gesagt, dass wir das Land für mindestens 72 h verlassen müssen. Da dies mit einigem Aufwand verbunden ist, fahren wir zuerst noch zu den Lagunas de Cólon. Dort erkunden wir die kristallklaren Bäche und Teiche und bereiten uns auf den Grenzübertritt vor. Nach zwei Nächten fahren wir wieder zur Grenze und nehmen das Prozedere in Angriff. Zuerst brauchen wir einen negativen Coronatest. Der kostet eigentlich 800 Pesos. Der Arzt meint aber, dass dieser wegen der Impfung positiv ausfallen werde, darum erhalten wir für 500 Pesos ein negatives Testzertifikat ohne Test. So passieren wir die Grenzen und verbringen zwei Nächte in Guatemala. Wir erkunden die Umgebung, besuchen eine antike Stätte und grillieren abends auf dem Übernachtungsplatz. Da wir wieder den gleichen Grenzübergang zurück nach Mexico nehmen wollen und die Strassen noch schlechter sind als in Mexiko, verweilen wir hier nicht länger. Die Ausreise aus Guatemala verläuft, wie auch schon die Einreise, problemlos. Auf der mexikanischen Seite müssen wir jedoch erstmal in einer langen Schlange anstehen. Am Schalter erwartet uns wieder dieselbe mürrische Frau. Sie will wissen, wie und wann wir das Land wieder verlassen werden. Da wir noch kein Flugticket für die Heimreise haben, schickt sie uns weg. Wir dürfen erst einreisen, wenn wir schriftlich (ausgedruckt auf Papier) die geplante Ausreise belegen können. Wir sind erstmals etwas verärgert (vor allem wegen ihrer Art) und ratlos (wie wir zu einem Ticket kommen). Wie wir so dastehen, werden wir von einem Schweizer angesprochen. Es stellt sich heraus, dass die halbe Gruppe, mit welcher er unterwegs ist, dasselbe Problem hat. Er zeigt uns eine Website, wo wir ein fake Flugticket bestellen können und gemeinsam gehen wir zum nächsten Copyshop, um unsere Tickets zu drucken. Die Beamtin akzeptiert schlussendlich das Ticket und wir dürfen bis zur Ausreise im Januar in Mexiko bleiben.

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