Wir fahren nochmals zur Garage und tatsächlich hat der Mech nun Zeit, unser (bzw. Jimmys) Problem nochmals anzuschauen. Wir haben nie erfahren, was er die Woche davor genau kontrolliert hat und leider weiss es der Mech selbst auch nicht mehr. Das Problem wird nun jedoch schnell gefunden (die Lager des Stabilisators an der Vorderachse sind durch). Wir entscheiden uns, auch noch die Bremsflüssigkeit und das Motoröl zu wechseln. Dies wird jedoch erst am nächsten Tag angegangen und so übernachten wir in der Werkstatt. Am nächsten Morgen wird der Wechsel der Flüssigkeiten in Angriff genommen und die Stabigummis provisorisch geflickt. Neue Gummis sind in Mexiko nicht zu kriegen und wie sich später herausstellt, gibt es in der Stadt auch keinen neuen Ölfilter. Zum Glück ist eine Reisebekanntschaft (Rentnerehepaar, welches Nordamerika bereist und wir in Bernal kennenlernten) auf «Heimurlaub» in der Schweiz und kann uns dank Dani und LARAG (Garage, welche unseren Bus vor 32 Jahren auf 4×4 umbaute) die Ersatzteile nach MX bringen. Am Abend, die Arbeiten haben etwas länger gedauert, da auch noch ein Entlüftungsventil der Bremse abgebrochen ist, fahren wir dann endlich weiter.
Wir fahren bis Queretaro und verbringen eine Nacht auf einem Supermarktparkplatz. Der Nachtwächter ist sehr interessiert an uns und zeigt uns den besten Platz. Am nächsten Tag decken wir uns mit Proviant ein und fahren wieder in unbekannte Gefielde. Am Abend erreichen wir die heissen Quellen «Los Azufres», wo wir uns ein Bad gönnen. Die Quellen sind nicht so spektakulär wie die Grutas de Tolantongo und da die thermische Energie hier zur Stromproduktion verwendet wird, sind rund um die Campingplätze/Thermalbäder Fabriken. So bleiben wir nur eine Nacht und fahren am nächsten Tag, nach einem kurzen Bad, weiter nach Valle de Bravo. Das Städtchen ist sehr touristisch, jedoch wirklich hübsch. Es liegt an einem See und bietet diverse Möglichkeit für Sport an und auf dem Wasser. Wir schauen uns das Städtchen an und fahren nach einem ausgiebigen Frühstück weiter. Wir testen Jimmys Höhentauglichkeit und fahren zum Nevado de Toluca, einem inaktiven Vulkan. Der Nevado de Toluca, letzter Ausbruch ca. 1350 v. Chr., ist mit seinen 4690 m ü.M. der vierthöchste Berg Mexikos. Wir übernachten auf 4150 m ü.M. und stehen am nächsten Tag um 4:45 Uhr auf, um den Sonnenaufgang auf dem Vulkan anzuschauen. Nach dem Sonnenaufgang wollen wir noch auf den höchsten Gipfel. Der Weg führt entlang des Kraterrandes und ist sehr anstrengend. Es geht ständig hoch und runter und der Pfad ist kaum zu erkennen. (Wir vermissen die Schweizer Wanderwegzeichen.) Irgendwann sind wir so erschöpft, dass wir uns für einen vorzeitigen Abstieg entscheiden. Der höchste Punkt, den wir erreichten, lag auf 4640 m ü.M. und somit 6 m höher als der höchste Punkt der Schweiz. Als wir endlich den Bus erreichen, geht es uns beiden ziemlich mies (Kopfschmerzen, Übelkeit etc.). Nach einem kurzen Nickerchen im Bus wollen wir weiterfahren und weiter unten unser Nachtlager aufschlagen. Zu allem Übel will aber Jimmy nicht anspringen. Schnell finden sich aber ein paar Einheimische, die den Bus anschieben und Carmen muss auf den rollenden Bus aufspringen. Todmüde erreichen wir Toluca und übernachten wieder auf einem Supermarkt-Parkplatz, wo wir bald einschlafen. Tagsdarauf, uns geht es wieder einiges besser, besichtigen wir das Pueblo Magico Metepec. Das Frühstück an der Tourimeile ist tiptop, das Pueblo Magico hat aber ausser einer Kirche auf einem Hügel nicht viel zu bieten. Da auf dem Parkplatz, auf welchem wir Jimmy abgestellt haben, auch Autos gewaschen werden und sich nebenan eine Wäscherei befindet, lassen wir gleich Auto und Kleider waschen. Am späteren Abend erreichen wir einen «Campingplatz» und sind nun auch wieder so sauber wie Jimmy und die Kleider.
Nach einer Nacht auf dem Campingplatz fahren wir am Montag zu den Grutas de Cacahuamilpa. Wir verbringen fast 2.5 h damit, die Höhle bis auf eine Tiefe von rund 2 km zu «erforschen». Danach verbringen wir die Nacht auf dem Besucherparkplatz. Am nächsten Tag fahren wir früh weiter nach Taxco. Wir erkunden einen halben Tag die an einen Berg gebaute Stadt und frühstücken zwei Mal. Am Nachmittag fahren wir nach Acapulco. Wir wollen nördlich von Acapulco auf einem Campingplatz übernachten. Von Osten kommend passieren wir vor Acapulco eine Mautstelle. Leider verstehen wir den Hinweis des Kassierers nicht, dass die Umfahrung nach Norden gesperrt ist. So nehmen wir die Ausfahrt, stehen kurz danach vor einer gesperrten Strasse und können nur noch auf die Umfahrung nach Süden ausweichen. Als wir endlich von der Autobahn runter können, sind wir ganz südlich von Acapulco und müssen die ganze Stadt durchfahren.
Am nächsten Tag nehmen wir ein Taxi in die Stadt, gehen auf Erkundungstour entlang des Strandes und schauen uns am Abend die Klippenspringer an. Wir sind von beidem enttäuscht. Die Klippenspringer lassen sich feiern und machen dann kurz einen Köpfler ins Meer. Die Stadt ist unglaublich schmutzig, überall hat es riesige Abfallberge. (Später erfahren wir dann, dass der Abfall seit dem letzten grossen Erdbeben nicht mehr abgeholt wird.)
Nach zwei Nächten verlassen wir Acapulco wieder. Wir müssen ein zweites Mal durch die ganze Stadt fahren. Nach dem Überqueren einer Kreuzung, wir kommen alleine aus dieser Richtung, werden wir von einem Polizisten raus gewunken. Wir fahren rechts ran. Der Polizist behauptet, wir hätten die Kreuzung bei rot überfahren. David ist gefahren und soll ihm deshalb seinen Führerausweis und die Fahrzeugpapiere geben. Diese könnten wir dann am nächsten Montag auf der Polizeiwache abholen und dort die Busse von 3600 Pesos (180 Fr.) bezahlen. Irgendwann bemerkt er dann, dass erst Donnerstag ist und wir die Busse auch am nächsten Tag bezahlen können. Wir versuchen ihm auch zu erklären, dass es nicht rot war und wir noch heute weiter müssen. Nach einer gefühlt endlos langen Diskussion will er uns dann «helfen». Wir können die Busse bei ihm «bezahlen». Wir haben aber nur noch ca. 600 Pesos übrig. Nach einer kurzen Rücksprache mit seinem Kollegen ist er damit einverstanden (später erfahren wir, dass das eine gängige Masche ist in Acapulco und Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen regelmässig angehalten werden).
So können wir weiterfahren nach Playa Ventura. Dort verbringen wir vier Nächte bei einem Schweizer Paar, welches eine kleine Anlage mit Bungalows, Camping, Restaurant, Pool und einer Schildkrötenauffangstation betreibt. Neben kochen, Jimmy pflegen, baden (im Pool, die Strömung im Meer ist zu stark) und faulenzen, gehen wir an einem Abend auch noch auf die Suche nach Schildkröteneiern. Leider finden wir keine. Ansonsten hätten wir diese ausgegraben und auf dem Land der Gastgeber wieder im Sand verbuddelt, so dass sie vor Nesträubern (die Eier werden verkauft und gegessen) sicher sind. Die Nachttour war trotzdem spannend und wir haben viel Neues erfahren.
Wir fahren weiter der Pazifikküste entlang. Den nächsten Übernachtungsstopp machen wir an einem Strand mit vielen «verlassenen» Restaurants (es ist immer noch Nebensaison und es sind kaum Touristen unterwegs), wo wir bei einem Restaurant gratis übernachten können. Wir kühlen uns im Meer (Dave muss fast gerettet werden, weil die Strömung so stark ist), trinken Bierchen und beobachten am Abend die Fischer bei wunderschöner Sonnenuntergangsstimmung. Der junge Restaurantbesitzer scheint zwar nicht viel von Sauberkeit und Ordnung zu verstehen, aber er ist freundlich und interessiert sich sehr für uns (so sehr, dass es zum Beispiel am Morgen vor unserem Bus steht, während wir uns die Zähne putzen und uns bereit machen für die Abfahrt).
Weiter geht’s zur Lagune Manialtepec, wo wir den Nachmittag in der Hängematte in einer schönen Restaurantanlage verbringen. Am Abend fahren wir dann mit einem Boot raus (zusammen mit einer lustigen Amerikanischen Hochzeitsgesellschaft) und schwimmen im glitzernden bzw. biolumineszierenden Plankton (fotografisch leider nicht festzuhalten).
Auf dem Weg nach Puerto Escondido machen wir noch einen Halt bei einer Schildkrötenauffangstation. Um die Schildkröten vor Nesträubern zu schützen, patroullieren sie da jede Nacht, graben die Eier aus und vergraben sie in einem geschützten Bereich. Eine Stunde vor unserer Ankunft sind Schildkröten geschlüpft und wir nutzen die Gelegenheit, einige Schildkröten freizulassen und zu beobachten, wie sie den Weg ins Meer finden (was sogar bei Dave den «jööö-Effekt» auslöst).
Auf dem Camping in Puerto Escondido bleiben wir nur eine Nacht. Das Meer ist auch hier zu rau um zu Baden und ausser Restaurants und Strandbars können wir nicht viel Spannendes entdecken. Wir gönnen uns beim «Italiener» eine feine Pizza zum Znacht und gehen tagsdarauf noch auswärts brunchen.
Die nächsten paar Tage verbringen wir in einem «Hippiedörfli» beim Playa Mermejita. Wir chillen, joggen am Strand, gehen ins Yoga, machen Spaziergänge und gehen essen und trinken in Mazunte. Dieser «Hippie-Touristen-Ort» ist ziemlich belebt, die Stimmung ist super entspannt und es gibt ein abwechslungsreiches an Speisen und Getränken aus aller Welt.
Nach einem kurzen Zwischenstopp und einer Abkühlung im Meer in Zipolite fahren wir direkt weiter nach San Agustín, wo uns ein Overlander Camping empfohlen wurde. Der Platz gehört einem sympathischen, pensionierten, holländischen Paar. Diese organisieren uns gleich eine private Bootstour für den nächsten Tag. Vom Boot aus können wir Rochen und Schildkröten entdecken und weitere Fische sehen wir beim Schnorcheln in den verschiedenen Buchten, welche wir auf der Fahrt ansteuern. Zudem erkunden wir uns über die Möglichkeit, ein Kajak zu mieten. Das Restaurant nebenan vermietet zwar Kajaks, aber der Chef teilt uns mit, dass er nur noch ein Paddel habe. Da der Holländer eh noch in die Stadt fährt, gehen wir mit ihm mit zum Einkaufen und holen auf dem Weg bei einem Kollegen noch ein zweites Paddel. Gegen Abend holen wir dann das Kanu (nachdem wir den Preis runtergehandelt haben) und paddeln hinaus. Plötzlich merkt Dave, dass das Sit-On-Top-Kajak immer weiter sinkt und wir paddeln schnellstmöglich zum nächsten Strand. Kurz vor dem Ufer überschlagen sich die Wellen über uns, das Kanu kippt, wir fallen beide raus, werden an den Strand gespült und schleppen uns und das schwere, inzwischen voll mit Wasser gefüllte Kanu ans Land. Wir entdecken, dass uns ein kaputtes Kanu mit einem Loch im Boden vermietet wurde. Verärgert und schon ein bisschen erschöpft überlegen wir, wie wir von diesem von Felsen umgebenen Strand wieder zurückkommen. Wir lassen das Wasser aus dem Kanu laufen und starten noch zwei Anläufe, wieder aufs Wasser zu kommen. Die Wellen überschlagen sich jedoch erneut über uns und reissen das Kanu und uns mit. Wir schleppen das Kanu wieder an Land und merken, dass es schon wieder voll mit Wasser ist und suchen eine andere Lösung wie wir zurückkommen. Schwimmen scheint uns wegen den Felsen zu riskant und über die Felsen finden wir keinen Weg. Wir winken und hoffen auf «Rettung» von einem vorbeifahrenden Boot. Plötzlich taucht der Kanu-Vermieter mit seiner Familie (zum Schildkröteneier stehlen) auf und fragt, ob alles ok sei, was wir sichtlich verärgert verneinen. Wir zeigen ihm die kaputte Stelle und müssen ihm klarmachen, dass wir nicht mehr zurück paddeln. Wir finden den Weg, wo er hergekommen ist und verabschieden uns (zum Glück haben wir die Mitte nicht im Voraus bezahlt). Nach einem Barfuss-Marsch durch Wald und Felsen kommen wir k.o. und erleichtert bei Sonnenuntergang «zuhause» an.
Ansonsten verbringen wir die Zeit auch mit entspannenderen Dingen wie Lesen, schlürfen selbstgemachte Piña Coladas (Life bzw. camping-hack: Milchschäumer kann man nicht nur für Cappuccino benutzen!), schnorcheln, chillen und vertilgen Unmengen an exotischen Früchten.