Bevor wir Etzatlán velassen, machen wir eine kleine Ausfahrt mit den Velos vom Camping. Hier gibt es ein mexikanisches «Freigleis». Wegen dem Hurrikan, welcher an der Pazifikküste vorbei zieht, beschliessen wir, nochmals nach Guadalajara (GDL) zu fahren und später ein CH Paar zu treffen, mit welchem wir schon länger über Insta/Polarsteps/Threema in Kontakt stehen. Wir verbringen einen Nachmittag/Abend in der Stadt GDL, essen Vegi-Tacos, schauen Kirchen an und trinken ein paar Bierchen. Nach einer unruhigen Nacht auf einem Supermarkt-Parkplatz verlassen wir GDL Richtung Süden und fahren in das Bergdorf Tapalpa. Mal wieder ein Pueblo Magico, welches den Titel verdient. Dort treffen wir auf Livia und Silvio mit ihrem Ruedi. Nach zwei Nächten mit Kartenspielen und Geschichten austauschen, einer Wanderung und viel Regen, verabschieden wir uns wieder von den Urnern.
Wir fahren weiter Richtung Küste. Unterwegs übernachten wir nochmals in kühler Höhe und fahren an vielen kleineren Erdrutschen und Steinschlägen vorbei, die der Hurrikan Nora verursacht hat. An der Pazifikküste fahren wir zu verschiedenen Stellplätzen und können Wasserschildkröten und Surfer beobachten. Da der September jedoch der regenreichste Monat ist, es trotzdem heiss und schwül ist, wir bei Regen keine Fenster öffnen können, das Meer hier mehrheitlich braun ist und die Strände voller Schwemmholz sind, fahren wir nach ein paar Tagen bereits wieder ins Landesinnere und damit wieder in die Höhe.
In einem Stück fahren wir die ca. 230 km von der Pazifikküste ins Landesinnere nach Uruapan und erkunden die Welthauptstadt der Avocados. Auf dem Weg sehen wir, wie Mexikaner*innen geduldig mehrere hundert Meter für die Corona-Impfung anstehen und hoffen, dass sich bald alle impfen lassen können und die Welt zur «Normalität» zurückkehrt – in unserem Reise-Alltag erleben wir glücklicherweise keine Einschränkungen.
Nach einem Restaurantbesuch in Uruapan fahren wir am Abend noch in den Parque Nacional Pico de Tancítaro. Am nächsten Tag stehen wir früh auf und besteigen, ausgerüstet mit Taschenlampe, den inaktiven Vulkan Paricutín. Oben angekommen geniessen wir die Aussicht und umrunden den Krater. Danach kehren wir gleich wieder zu Jimmy zurück. Der Wind am Kraterrand ist zu stark für ein gemütliches Frühstück aus dem Rucksack. Am nächsten Tag erkunden wir die Umgebung, entschliessen uns, noch eine Nacht zu bleiben und ein Feuer zu machen. Leider macht uns der Regen einen Strich durch die Rechnung und wir verziehen uns im Bus. Später kommen dann noch Livia und Silvio auf ein Bier vorbei, welche zufällig auch hier gelandet sind.
Nach drei Tagen im Nationalpark verlassen wir die Natur und fahren zurück in die Stadt. Unterwegs besichtigen wir die imposante Ruine einer Kirche. Die unbefestigten Wege und Strassen in teils miserablen Zuständen strapazieren unseren Bus und er gibt immer schlimmere Geräusche von sich und wir entscheiden uns, demnächst in einer Werkstatt vorbeizuschauen. Zuvor durchforsten wir aber noch den grossen Stadtpark in Uruapan mit vielen Quellen und Wasserfälle und fahren weiter nach Patzcuaro, wo wir weitere drei Nächte verbringen. Wir besuchen die hübsche Kolonialstadt, besuchen die touristische Insel Janitzio (die Insel ist übersäht mit zig Läden, die alle die gleichen Souvenirs verkaufen), essen zwei Mal die gleiche Pizza im gleichen Restaurant (der Teig war sooo gut) und entscheiden uns, in eine Garage nach San Miguel zu fahren.
Wir erreichen die Werkstatt in San Miguel de Allende (SMA). Den Rest vom regnerischen Tag verbringen wir im Bus mit Spiele machen und erhalten Besuch von einer Katze. Nach einer Nacht auf dem Gelände der Werkstatt sollte unser Bus um 10 Uhr «untersucht» werden. Aus 10 Uhr wird 11:30 Uhr. Leider erfahren wir jedoch nicht, was das Problem von Jimmy ist. Der Mechaniker, welcher das Fahrzeug untersucht, verschwindet irgendwann und der deutsche Eigentümer, den wir telefonisch erreichen, weiss nur, dass wir trotzdem noch weiterfahren können. Er will sich dann am nächsten Tag mit dem Mech absprechen und uns wieder kontaktieren (was jedoch nicht geschah). Wir fahren also wieder nach SMA in die Stadt und verbringen drei Nächte auf dem Campingplatz. Nach einem späten Mittagessen und Einkaufen ist der erste Tag bereits rum. Am zweiten Tag putzen wir unsere «Wohnung», bringen die Wäsche zur Wäscherei (hört sich nicht nach viel an, aber hier in Mexiko weisst du z.B. nie, wann die Wäscherei öffnet, du gehst hin, siehst den Zettel mit den Öffnungszeiten, du merkst, dass du 30 min zu früh bist, du wartest 45 min, du frägst den Verkäufer vom Gemüseladen nebenan, warum die Wäscherei noch nicht offen ist, du erfährst, dass diese erst eine Stunde später als angeschrieben öffnet, du suchst eine andere Wäscherei… ¡Viva Mexico!), gehen zum Barber (Dave) und machen Yoga (Carmen). Am Abend machen wir uns chic für die Feierlichkeiten zum (darauffolgenden) Unabhängigkeitstag (¡viva México!). Trotz Regen schaffen wir es einigermassen trocken in ein veganes Taco-Restaurant, wo wir uns Nachos, Tacos und Cocktails gönnen. Das obligate Feuerwerk sehen wir durchs Fenster und nach einem Mezcal auf’s Haus, ziehen wir weiter. Schlussendlich landen wir in einer Bar, wo uns MexikanerInnen verzweifelt geduldig versuchen, einen Tanz beizubringen. Spät abends oder früh morgens kehren wir zum Camping zurück.
Am nächsten Tag läuft nicht viel, erst am Abend schaffen wir es nochmals raus in die Stadt. Auf der Suche nach einem Restaurant mit Dachterrasse werden wir aber verregnet und kehren nass zum Camper zurück. So schauen wir auch das heutige Feuerwerk aus einem Fenster.
Am vierten Tag verlassen wir den Camping wieder. Wir fahren zum botanischen Garten und bewundern viele Kakteen, Sukkulenten und Agaven. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz und stehen am folgenden Tag früh auf, gehen kurz einkaufen, fahren zum nächsten «Campingplatz» in Alcocer und machen uns bereit für eine Wanderung. Über mexikanische Kuh- und Rossweiden, durch Gestrüpp und matschige Wege geht es von 2000 m ü.M. auf ca. 2800 m ü.M. Wir geniessen die schöne Aussicht und kommen nach einem langen Wandertag ziemlich erschöpft zum Bus zurück, trinken ein wohlverdientes Panaché und lassen den Tag im Restaurant nebenan bei einem Violinekonzert wortwörtlich ausklingen.